Istanbul ist eine Stadt, die nicht gegensätzlicher sein kann. Einerseits hat es den Charme des Orients mit allem was dazugehört, den Gewürzen, den Weckrufen des Muezzins, dem unglaublichen Essen und der Gastfreundschaft, andererseits hat es die westliche Atmosphäre, die Moderne, die wir auch hier in unseren Breiten kennen und den gleichen Lebensstil des Occidents, den viele nicht missen wollen.
Dieses Jahr hat mich meine Reise in die Stadt geführt, die in unzähligen orientalischen Liedern ihren Namen findet. Da ich keine Reisebloggerin bin und alles aus eigener Tasche bezahlt habe, kann ich keine genauen Zahlen, Preise oder Bewertungen hier anführen, aber ich kann euch meine Eindrücke näher bringen.
Um eines klar zu stellen, eigentlich war diese Reise nicht geplant, aufgrund von Kindheitserinnerungen, die ich seit meinem 3. Lebensjahr mit mir trug. Ankara hatte mir damals als iranisches Flüchtlingskind nicht gerade ihre Sonnenseite gezeigt.
Da meine beste Freundin halb Türkin ist und unzählige FreundInnen, Bekannte und Verwandte über Istanbul geschwärmt hatten, gab es keinen Weg daran vorbei, als mir selber ein Bild davon zu machen.
Mit dieser Reise hatten wir klar ins Schwarze getroffen, denn die Stadt war wie ausgestorben. Es hieß Istanbul war noch nie so leer, da alle zum Opferfest in den Süden zum Meer gefahren waren. Im Bazar konnte man sich frei bewegen, die Schlangen bei den Sehenswürdigkeiten waren nicht der Rede wert und in der Straßenbahn und den Restaurants fanden wir immer einen Platz.
Der erste Tag in Istanbul begann schon mit einem Frühstück, das mir den Atem verschlug. Der ganze Tisch wurde vollgedeckt mit Früchten, Oliven, verschiedenen Vorspeisetellern, Eierspeise mit türkischer Wurst (Sucuk), frischgepresste Säfte, verschiedene Käsesorten, schwarzem Tee (Chai) und erinnerte mich an einen Frühstückstisch für 10 Personen.
Unser Hotel war nicht gerade in der saubersten Gegend, aber der Ausblick von der Dachterasse direkt auf den Galaturm und die ruhige Lage machten alles wett und gaben uns einen ordentlichen Hinweis darauf, wie die Stadt tickt. Ein Pluspunkt war eindeutig, dass alle Sehenswürdigkeiten vom Walton Hotel aus easy zu erreichen waren.
Hätten wir gewusst, was für ein Tag uns erwartet, hätten wir wohl weniger beim Frühstück zugeschlagen. Somit ging der Kulinarik Trip mit einigen genialen Restaurants weiter, die ich gerne mit euch teilen würde.
Ein wenig abgelegen am schwarzen Meer, jedoch eine kleine Oase der Ruhe, war das mit Auto erreichbare Menekşe Bahçesi Restaurant . Zumindest ein Chai und einige Zigarrenbörek mussten einfach sein, um die versprochene Idylle auf deren Instagram Seite zu schmecken.
Unser nächster Stop war eines der ältesten und bekanntesten Manti Restaurants (Mini Teigtaschen in Yoghurtsauce) in Istanbul – Das Emek Manti in Yeniköy. Ein Blick auf das QR Code Menü zeigt dabei zusätzlich eine Liste an verschiedenen Böreks an, die Frau oder Mann sich nicht entgehen lassen sollte.
Nicht sehr viel weiter, in Bebek kam schon die nächste Schlemmerei. Umringt von exklusiven Hotels, dem Hafen mit den protzigsten Yachten, ladet das Baylan herzlichst zu einem leckeren Eis, Törtchen oder was wir unbedingt probieren mussten: einem fetten Etagen Eisbecher. Dieser bestand aus diesen Bestandteilen (von oben bis unten): Karamell, Pistazie, Vanille Eis, Karamell, Crocant und Karamell Eis. Ich bin kein Schoko Karamell Mensch, aber von diesem Becher träume ich heute noch.
Spätestens jetzt sollte klar sein, dass wir vor Völlerei uns nicht mehr bewegen konnten. Doch ein kleiner Spaziergang am Hafen, sollte alle mal drin sein, wenn man schon in der Gegend ist. Und, wenn man Glück hat, trifft man eventuell auf den einen oder anderen Promi oder eben einigen Angebern mit ihren fetten lauten Spielzeugautos.
Als Abschluss des Tages fehlte zu unserem Glück dann noch in der Nacht ein leckerer Islak Wet Burger und ein Ayran zum runterspülen. Die Fettigsten bekommt man da am Besten in Taksim am Hauptplatz. Was das Besondere daran ist? Der Burger ist vollgesogen mit Tomatensauce und wird dann in ein Glasgefäß gelegt, wo es in ihrer eignen Hitze schmort. Das macht den Burger weich und saftig.
Um das Ganze noch mit etwas Süssem abzurunden, durfte das Maras Eis nicht fehlen – den bekommt man extra mit einer „Wo ist das Eis, na wo ist das Eis?“ Trickshow überall in Istiklal in Istanbul.
Alles in allem war der erste Tag in Istanbul einfach nur unser Ess-Tag, den man nicht missen sollte. Preislich gesehen? Istanbul ist eines der billigsten Städte, was gutes Essen angeht, in dem ich je war. Ich denke nur Medellin´s Zentrum kam ungefähr preislich annähernd dahin. Mit nur 10 Euro bekommst du dort schon ein unglaublich tolles Mehrgänge Menü und kannst das Ganze noch mit 3 weiteren Personen teilen.
Ein kleiner Tip am Rande: Die Fischsaison beginnt erst im Herbst und der Fisch, den man vorher bekommt ist entweder gefroren oder der Fisch des Tages von vereinzelten Fischern/Fischerinnen. Also würde ich sagen, sollte man eher Meeresfrüchte und Fischspezialitäten ab dem Herbst genießen. Am Besten kauft man diese dann aber am Rande der Galabrücke. Hier gibt es Abends in Brot gepackte Fische, direkt vom Bootrestaurant.
Noch eine Sache ist, die Finger von Hühnchen zu lassen, ausser man kennt das Restaurant gut.
Fischimbiss
Fischmarkt
Güllüoglu Baklava
Der zweite Tag war dem Sightseeing gewidmet, bewaffnet mit nur einem kleinen Snack in der Früh, vom liebsten Bäcker direkt neben unserem Hotel.
Danach ging es zur Hagia Sophia. Die Sophienkirche ist eine von 532 bis 537 n. Chr. erbaute ehemalige byzantinische Kirche. Ab 1453 bis 1935 – und wieder seit 2020 – wird sie als Moschee genutzt. Von 1935 bis 2020 diente sie als Museum. Dadurch, dass man in einer Moschee keinen Eintritt verlangen darf, entfielen damit diese Kosten für uns. Lediglich ein Tuch sollte man bei sich tragen. Nicht nur für die Hagia Sophia, sondern im Allgemeinen, um ohne Anstellen und Warten die vielen Moscheen oder Kirchen zu besichtigen.
Die blaue Moschee war diesmal leider nur in Verkleidung zu sehen, da Bauarbeiten stattfanden, aber auch hier spürt man eine unglaubliche Ruhe und die Wucht von Milliarden Wünsche und Gebete.
Danach ging es gleich zum Istanbul Topkapi Palast, dessen Architektur einfach nur atemberaubend war und mich vom Stil sehr stark an die iranischen Königspaläste erinnert hat. Wer hier Eintrittskarten haben möchte, sollte sich geschickt anstellen und sich die Tickets am Besten von einem der Automaten die einige Meter weiter hinten sind, holen. (Preis ca. 30 Euro/p)
Da uns die Hitze richtig getroffen hatte, mussten wir uns nach jedem zweiten Schritt in ein Cafe setzen. Am Besten nimmt man sich da einfach immer die Hauslimonade und lässt den Tag gemütlich ausklingen.
Das Highlight dieser Sehenswürdigkeit, war wohl mit Abstand der Haremspalast. Einerseits hatte es einen sehr stark bedrückenden und dunklen Vibe, da doch viele Harems-Mädchen Sklavinnen waren und das Königshaus von Eunuchen bedient wurde, andererseits konnte man auch hier eine sehr starke geschichtliche Präsens spüren, die meiner Meinung nach am Meisten von den Zimmern der Königsmutter ausgingen. Da habe ich doch wohl zuviele orientalische Serien angeschaut.
Nach diesem Sightseeing Marathon bei über 40 Grad Hitze, kamen wir an diesem Tag total verschwitzt und am Ende unserer Kräfte wieder im Hotel an. Da wir sehr zentral gewohnt haben, kam zum Abendessen eigentlich nur ein Restaurant in der Nähe in Frage.
Damit kommen wir zum nächsten Top Restaurant – dem Limonbahce in Beyoglu. In einem wunderschönen und nach Jasmin duftenden Garten mit Schaukeln, erhält man ein richtig leckeres und gutes Essen. Der Preis? Auch hier haben wir für Getränke, ein Steakfilet, Burger mit Pommes und Getränke nur ca. 10-15 Euro zusammen bezahlt.
Am dritten Tag unserer Istanbul Reise ging es wieder etwas ruhiger zu. Zunächst starteten wir den Tag mit Baklava und den Besten Pistazienleckereien im top Baklava Laden der Stadt – im Güllüoglu in Karakoy. Wer auf der Suche nach einem guten Souvenir ist, der nimmt sich hier am Besten eine Box mit verschiedenen Leckereien mit nach Hause.
Danach ging es mit der Fähre nach Kadiköy – wo ich mir aus Spaß aus dem Kaffee lesen lies. Das Ganze wurde von meiner besten Freundin Ms. Google translate auf Deutsch übersetzt. Ich weiß nur leider bis heute nicht was diese Frau gesagt hat.
Zu guter Letzt kamen wir dann mit der Fähre auf die Partyseite der Stadt nach Ortaköy – wo man von den Kumpir (Ofenkartoffel) VerkäuferInnen regelrecht zu Ihren Ständen gezerrt wird. Wer Kumpir nicht kennt, der hat schon verloren. Diese Ofenkartoffeln werden mit verschiedenen Wunschzutaten ala Subway gefüllt und schmecken einfach himmlisch.
Um den Abend dann gemütlich ausklingen zu lassen, setzten wir uns dann in das House Cafe in Ortaköy, mit einem wahnsinnig schönen Blick auf die Bosporus Brücke bei Nacht. Das Essen dort war eher mittelmäßig, aber der DJ hat außerordentlich gut aufgelegt und obwohl es sehr überfüllt war, hatte es eine nette Atmosphäre. Der Karottenkuchen? Bingo – den sollte man hier auf jeden Fall bestellen und probieren!
Um das Ganze zu verdauen, musste dann nur ein sehr laaaanger Spaziergang quer durch Istanbul her, da es keine Taxis mehr gab um diese Zeit und die Busse voll waren. Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg nach Hause – von Ortaköy nach Beyoglu. Dies entsprach einer ungefähr 60 minütigen Wanderung bzw. ca. 6 km.
Mein Tip an dieser Stelle: Entweder wohnt man in der Nähe von Ortaköy oder geht nicht erst nach Hause, wenn es schon dunkel ist. Der Verkehr sagt dort mehr als 1000 Worte, inklusive Getanze, Geschrei, lauter Musik, Feuerwerkskörpershow und das ganze im Stau.
Am vierten Tag, sollten wir in den Süden nach Kas fliegen und hatten die Hälfte des Tages Zeit. Um uns darauf vorzubereiten, bis am Abend nichts zu Essen zu bekommen, versuchten wir unser Glück im Gümrük. Sie sind für ihr grandioses Frühstück bekannt, jedoch kamen wir viel zu spät zu Mittag dort an. Stattdessen hatte ich die beste Hühnersuppe seit langem und die Spaghetti mit Pilzen ist auf der Zunge zergangenq2.
Was für Ängste wir hatten, dass die Feuer in Antalya und Bodrum auch uns erreichen würden, ist eine andere Geschichte. Ich spule nun vor zu unserm vorletzten Tag in Istanbul.
Einige Tage zuvor hatte ich dazu gedrängt Karten für die Derwisch Zeremonie der Mewlanas im Hodjapasha zu besorgen. Um hier auch wirklich zum gewünschten Termin Tickets zu bekommen, sollte man rechtzeitig reservieren.
Es gibt in der Gegend zwar sehr viele Derwish Shows, jedoch war diese echt eine einzigartige Erfahrung und ein Herzenswunsch seit Langem.
Wer in dieser Istanbul Gegend ist, sollte sich auf jeden Fall auch den Bahnhof ansehen. Warum? Weil sich hier der berühmte Orient Express befindet, der Millionen Geschichten zu erzählen hat.
Um wieder zurück zum Essen zu kommen, in den schönen Gässchen rund um den Bahnhof befinden sich zahlreiche süsse Cafés und die ältesten Lokale, die bis ins 19 Jahrhundert reichen.
Und was darf als Abschluss bei so einer Istanbul Reise nicht fehlen? Das Kebab natürlich! Wir haben uns den Magen, mit echtem Spiesskebab in Lawash Brot gegenüber vom berühmten Köftecisi, den es seit 1890 gibt, vollgeschlagen. Wenn man da nicht aufpasst, hat man da schon mit dem Nachschlag 10 Spieße am Tisch, damit es immer schön warm ist. Kosten? ca 5 Euro für 2 Personen inklusive Wasser.
Was uns am letzten Tag noch passiert ist? Unser Taxifahrer ist mitten auf der Autobahn eingeschlafen und wir sind mit einem Schrecken davon gekommen. Aber auch diese Geschichte, wird wohl nicht zur Hauptstory mutieren.
So ging eine gelungene Reise zu Ende. Istanbul hat doch wirklich einen eigenen Charme und die Leute dort sind meist sehr nett und zuvorkommend. Ich hatte das Glück, dass meine beste Freundin türkisch verstanden hat, denn so kommt man mit den Leuten am Besten ins Gespräch, weil sie immer fragen woher man kommt, was man dort macht, sie wollen einem helfen und oft schenken sie einem einfach mal Gebäck, Essen, Getränke, weil sie damit ihre Gastfreundlichkeit ausdrücken wollen.
Ich muss gestehen ich bin sehr viel herumgekommen, aber so eine gute Stimmung unter Menschen gibt es nicht überall auf der Welt. Ich schätze es ist wieder an der Zeit dem Iran eine neuerliche Reise abzustatten. Wird das meine nächste Reise? Wir werden sehen.
Mehr Reisetips folgen bald..
Videos zu der Reise gibt es auf Instagram oder Tiktok.
Instagram: @Milan_Amini
TikTok: MyLuencer